Segelverein MARE INCOGNITA
Segelverein MARE INCOGNITA
  • TÖRNS 2025
    • TÖRN ARCHIV
  • SCHIFF
  • GALERIE
  • BLOG
  • PHILOSOPHIE
  • VEREIN
  • KONTAKT
  • TÖRNS 2025
    • TÖRN ARCHIV
  • SCHIFF
  • GALERIE
  • BLOG
  • PHILOSOPHIE
  • VEREIN
  • KONTAKT

Was bisher geschah –
​berichte von vergangenen Törns!

18.08.–25.08.2022: Scoresby – Scoresby

14/9/2022

0 Kommentare

 
Von Leonie Schmid und Michael T. Ganz. Kaum ist die neue Crew an Bord, hissen wir die Segel. Wir erreichen Ittoqqortoormiit in der Abenddämmerung. Im Dorf gehen die ersten Lichter an; seit wenigen Tagen wird es hier im Norden für kurze Zeit wieder Nacht. Am Morgen erkunden wir das Dorf, kaufen ein und füllen die Dieseltanks. Eine letzte Dusche noch, dann geht es los in den Scoresby Sund. Unser Ziel ist es, Milne Land zu umrunden. Die Eissituation sieht vorerst mal gut aus, sie kann sich aber jederzeit ändern. Auf Amwindkurs kommen wir gut voran.
 
Gegen Abend nimmt der Wind ab und schläft schliesslich ein. Doch die Windrichtung hat bereits für uns entschieden: Wir drehen die Runde im Uhrzeigersinn. Pünktlich zum Morgengrauen erreichen wir nach 100 Meilen Fahrt das Ostende der Insel und kurven durch die schmale Passage in den Foehn Fjord hinein. Links und rechts ragen spitze schwarze Berge in den Himmel. Die Südseite ist steil und schroff und voller Gletscher, die Nordseite eher rund geschliffen mit kleinen braunen Flecken: grasende Moschusochsen, wie wir beim näheren Hinschauen entdecken.
 
Zum Ankern fällt der Grund zu steil ab, doch mit den Landleinen schaffen wir uns einen Liegeplatz. Die Bucht bietet einen grossartigen Rundblick. Während unserem Landgang entwickelt sich ein mittelstarker auflandiger Wind. Ich beobachte den Kurs der Eisberge und hoffe, dass der Wind mit dem Sonnenuntergang abflaut. Doch kaum haben wir uns schlafen gelegt, nimmt der Wind zu. Es ist klar: Wir müssen weg. Das ist aber gar nicht so einfach, denn das Lösen der Landleinen heisst Auflaufen. Mit Hilfe des zweiten Ankers ziehen wir uns heraus. Wir sind noch mitten im Manöver, als ein stattlicher Eisberg uns begrüsst. Glücklicherweise läuft er einige Meter vor uns auf Grund. Endlich sind alle Leinen los, wir steuern um den weissen Koloss herum – und geraten aus dem Windschatten in 40 Knoten Fallwind, der vom Eispanzer herunter bläst. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als mobil zu bleiben, und so motoren wir gegen den Wind unserem Ziel entgegen. Wir sind alle noch viel zu aufgeregt und müde, um ans Segeln zu denken.
 
Allmählich nimmt der Wind ab, die Eisdecke dafür stetig zu. Sie stammt von drei Gletschern, die hier ins Meer kalben und die Durchfahrt häufig unpassierbar machen. Am Ende des Foehn Fjords drehen wir auf Nord, setzen die Genua und schlängeln uns konzentriert durchs Eis. Die Berge verändern sich: Erst sind sie rund und rot – vermutlich Sandstein –, dann zackig und bunt. Das Tagesziel ist Rypefjord. Auf dem Weg machen wir noch einen Abstecher an einen Gletscherabbruch und erleben mit, wie Eis ins Meer stürzt. Dann weren wir den Anker in flachem Wasser, geniessen den Abend und erholen uns vom langen und aufregenden Tag.
 
Am Morgen danach: rotes Licht, bunte Berge, weisses Eis im dunklen Wasser, grasende Moschusochsen und ein herbstlicher Duft – der Ort hat etwas Magisches. Robben schauen uns von ihren Eisschollen zu, als wir den Anker lichten und losfahren. Im Schmetterling segeln wir solange möglich den Fjord hinunter, erneut an spitzen hohen Bergen vorbei. Als der Wind abflaut, packt mich die Lust am Basteln: Um das Hochsteigen aus dem Dinghy zu erleichtern, baue ich ein Leiterli. Wir hängen es ans Ende des Baums – reinsitzen und los übers Wasser. Fast die ganze Crew probiert die Neuerung aus und hat Spass daran. Das Leiterli hat den Test bestanden.
 
Wir ankern in Jittyhaven. Ich setze mich ins Kayak, paddle zu einem kleinen Eisberg und nehme ihn ins Schlepptau. Mit Janniks Hilfe und viel Schweiss schaffe ich es, den weissen Klotz zur «Passage» zu ziehen und Eis für unsere Sundowners abzuschlagen. Am Morgen scheint die Sonne, und wir waschen den Schweiss vom gestrigen Eisberge-Bändigen im Fjordwasser ab. Jannik schafft es sogar, unseren Eisberg (wir haben ihn über Nacht am Schiff festgebunden) zu besteigen. Dann machen wir die «Passage» flott und segeln zurück zum Flughafen.
0 Kommentare



Antwort hinterlassen

Proudly powered by Weebly