Segelverein MARE INCOGNITA
Segelverein MARE INCOGNITA
  • TÖRN 2023
  • NEWS / BLOG
  • GALERIE
  • PHILOSOPHIE
  • SCHIFF
  • TÖRN ARCHIV
  • VEREIN
  • KONTAKT
  • TÖRN 2023
  • NEWS / BLOG
  • GALERIE
  • PHILOSOPHIE
  • SCHIFF
  • TÖRN ARCHIV
  • VEREIN
  • KONTAKT

WinterPause Im Hafen von Sint Annaland

01.08.–18.08.2022: Tasiilaq – Scoresby

12/9/2022

0 Kommentare

 
Von Leonie Schmid und Michael T. Ganz. Diesmal liegen wir am grossen Pier, wo jeweils das Versorgungsschiff anlegt. Doch das Versorgungsschiff ist, wie wir erfahren, seit über einer Woche in Island blockiert. Das ist einerseits schön für uns, denn so können wir am Pier bleiben. Anderseits fehlen im Supermarkt die Frischwaren. Auch empfangen wir seit einer Woche keine aktuellen Eiskarten mehr. Hilfe kommt diesmal aus der fernen Schweiz: Jonas und Pascal liefern mir Satellitenbilder, die sogar noch detaillierter sind als die offiziellen Karten. Es kann also wieder losgehen.
 
Vor flottem achterlichem Wind – einem thermischen Wind, wie ich ihn nun öfters beobachte – segeln wir in den Fjord hinaus und hoffen auf möglichst lockeres Eis am nordöstlichen Ausgang des Fjordsystems. Am Pier von Kungmuit können wir nicht anlegen; der wunderbare Segelwind macht zuviele Wellen. In einer nahen Bucht finden wir einen Ankerplatz präzise an der Windkante. Mal bläst er und zerrt an der Kette, mal lässt uns der Wind in Ruhe.
 
Von Kungmuit kreuzen wir den Fjord in östlicher Richtung zu einem langen Gletscherabbruch, das Wasser ist von Eis gespickt. Dicker Nebel mischt sich mit der tiefstehenden Sonne – ein mystischer Anblick. Die Ausfahrt aus dem Fjord ist noch immer voller Eis, doch für morgen versprechen die Satellitenbilder Besserung. Wir verbringen die Nacht in einer ruhigen und eisfreien Bucht. Nochmals die Verhältnisse checken: Angesagt ist wenig Wind aus Süd, und wir müssen 30 Meilen von der Küste weg, da ein nicht passierbarer Eisgürtel soweit hinausragt.
 
So machen wir uns denn am Morgen auf den 200 Meilen langen Weg nach Norden zum Kangerlussaq-Fjord. Da die wenigen Ankerplätze entlang unserer Route voller Eis sind, geht es in einem Schlag hoch. Wir schlängeln uns in die nahezu eisfreie Denmark Strait hinaus. Der Wind lässt zu wünschen übrig, die meiste Zeit brummt der Motor, hin und wieder hilft Code Zero etwas mit. Egal, der Blick auf die vorbeiziehende Küste ist atemberaubend. Sonnenuntergang und Sonnenaufgang tauchen die schwarzen Berge und die weissen Gletscher in ein fast schon kitschiges Licht.
 
Des Motorens und Stampfens müde, halten wir schliesslich auf eine Insel mit einer verlassenen Forschungsstation zu. Der Ankerplatz ist wellig, dennoch geniessen wir die Aussicht auf die kilometerlangen Gletscher – und vor allem die Ruhe. Am nächsten Tag kurven wir um Abertausende von Growlers Richtung Fjordeingang. Die Eismenge nimmt von Meile zu Meile zu, der Nebel leider auch. Mit Radar, GPS und Ausguck im Bug tasten wir uns in eine enge Bucht hinein, die wir uns mit ein paar wenigen Growlers teilen. Mitten in der Nacht rupft etwas an unseren gut verspannten Landleinen: Ein paar Growlers haben sich darin verfangen. Ein kurzer gemeinsamer Kraftakt löst das Problem, und wir können weiterschlafen.
 
Am Morgen herrscht immer noch dichter Nebel. Der Versuch, den Fjord noch etwas weiter zu erkunden, misslingt – ausser Nebel und Eis ist kaum etwas zu sehen. Als der Wind allmählich abnimmt, werfen wir einmal mehr den Motor an und versuchen, gegen den Wind weiter nach Norden zu kommen. Lange halten wir das ermüdende Stampfen aber nicht aus. In einer eisgefüllten Bucht werfen wir den Anker, um hier die Nacht zu verbringen. Auch wenn dies bedeutet, dass pausenlos jemand an Deck wachen und die grösseren Growlers vom Rumpf – oder besser umgekehrt: den Rumpf von den Growlers – wegdrücken muss.
 
Eine mühsame Sache. Am frühen Morgen wird es uns zuviel. Wir holen den Anker ein und tuckern, bis es Tag wird, im Fjord herum. Die Wind- und Wetterprognosen sind nicht viel besser als am Vortag, doch Hierbleiben und Abwarten ist auch keine Option. Im Lauf des Tags nimmt der Wind ab. Wir hissen den Code Zero, bis er zu schlagen beginnt und wir wieder die Maschine bemühen müssen. So erreichen wir den Rømer Fjord. Ein besonderes Guide Book verspricht uns, hier warme Quellen anzutreffen. Englische SeglerInnen, denen wir in Tasiilaq begegnet sind, haben diesen Grönlandführer über die Jahre selber zusammengestellt.
 
Die Quellen am Rømer Fjord sind nicht mit jenen von Island zu vergleichen. Doch der Boden dampft, und für zweiundzwanzig Füsse reicht die Hitze alleweil. Und wer es wagt, auf dem glibbrigen Boden ins knietiefe Wasser zu steigen, kann sich tatsächlich am ganzen Körper aufwärmen. Auch fürs Auge bieten die Quellen einiges: Während die Natur sonst überaus karg daherkommt, wachsen am Quellenrand üppiges grünes Moos und kleine bunte Blumen.
 
Der nächste Halt ist Ittoqqortoormiit, das nördlichste Inuitdorf an Grönlands Ostküste. Da uns Essen und Diesel langsam ausgehen, gehen wir einkaufen. Auch hier ist die Auswahl nicht gerade gross, auch wenn ein Schiff aus Island soeben eine paar Frischwaren auslädt. Einmal mehr hilft die ferne Schweiz: In der Home Base sorgt Pascal dafür, dass die neue Crew einen Grossteil der Nahrungsmittel einfliegt – was offenbar kein Problem darstellt. Nach dem Einkauf im Minimarkt geht’s im Community House unter die Dusche.
 
Es bleiben fünf Tage bis zum Crewwechsel beim nahe gelegenen Flugplatz. Zeit genug, um noch in den Scoresby-Sund zu stechen. Der Fjord ist riesig, die Eisberge sind es auch. Hier sind wir auf sichere Ankerplätze angewiesen. Bei Bear Island werden wir fündig und geniessen die absolute Ruhe auf dem Schiff und an Land. Wir erkunden einsame Buchten und Inseln und bestaunen Gletscher und Eisformationen. Alles scheint perfekt.
 
Bis uns der letzte Tag dann doch noch eine böse Überraschung bringt. Erst kommen wir flott unter Segel voran, dann schläft der Wind ein. Nun denn, Motor an! Doch nach kurzer Zeit stottert er und verstummt. Die Fehlersuche dauert nicht lange: Der Treibstofffilter ist verstopft, ich diagnostiziere Dieselpest. Wir stellen auf den zweiten Filter um, der Motor beginnt wieder zu brummen. Und glücklicherweise kommt nun auch der Wind zurück und bläst uns von Achtern her direkt zum Ziel.
0 Kommentare



Antwort hinterlassen

Proudly powered by Weebly