Segelverein MARE INCOGNITA
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WinterPause Im Hafen von Sint Annaland

09.07.–25.09.2022: Akureyri – Tasiilaq

28/8/2022

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Von Leonie Schmid und Walter Rüegg. Ein kühler Wind bläst uns ins Gesicht als wir über den, aus grossen Betonquadern bestehenden Steg, auf die Passage zu gehen. Dort steht sie, dreckiger als ich sie vom letzten Mal in Erinnerung hatte, aber immer noch genauso schön. Elegant liegt sie mit ihren schmalen Linien fest vertäut im Hafen. Zwei Tage vor unserer Anreise ist ein Sturm über Akureyri hinweggefegt und hat Leonie, welche alleine auf das Schiff aufpassen musste, um den Schlaf gebracht. Heute ist der Wind, ausser dass er uns hitzeverwöhnten Schweizer bis auf die Knochen auskühlt, harmlos.
Gegen den kühlen Wind machen wir, was in Island jeder macht und was auch unser Programm für die nächsten Tage bleiben wird. Wir gehen ins lokale Bad. Im heissen Pool oder in der Sauna ist die Kälte sofort vergessen. Aber egal wie sehr wir den isländischen Lebensstil schätzen, so wollen wir doch unbedingt nach Grönland kommen, und so machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg. Der erste Schlag führt uns bei gemütlichem Vorwind und perfekt flachem Wasser aus dem Fjord nach Siglufördur am Ausgang des Fjords, welches uns der Absprungpunkt für die nächsten 150 Meilen nach Isafjördur in den Westfjorden sein soll. Fürs Bad sind wir leider zu spät, aber einen schönen Spaziergang lassen wir uns trotzdem nicht nehmen.
Dann, am nächsten Tag, der erste lange Schlag durch die Nacht. Was als perfekter Segelnachmittag mit kaum Welle, perfektem Wind und dem Code Zero beginnt, endet in einem wilden Ritt auf einer spitzen kurzen Welle bei gut 30 Knoten, welche sich erst beruhigen, als wir in den Fjord nach Isafjördur eindrehen. Nicht jeder verdaut das zarte Lamm und die leckeren Ofenkartoffeln gleich gut. Der grösste Teil der Crew und auch Leonie haben nicht gerade gut geschlafen und so sind wir froh, lässt das Wetter den sofortigen Aufbruch nach Grönland noch nicht zu. Einerseits müssen wir noch einige Tage auf ein Windfenster warten und andererseits sieht auch die Eissituation in Grönland noch alles andere als gut aus. Neben uns am Pier parkiert ein englisches Segelschiff, welches gerade von Tasiilaq zurückgekehrt ist, weil sie keinen Durchgang durchs Eis finden konnten und umdrehen mussten. Auch die aktuellen Eiskarten der Region sehen nicht sehr vielversprechend aus, obwohl sich in den letzten 5 Tagen schon viel getan hat. Das gibt uns natürlich Hoffnung, wenn es die nächsten Tage so weitergeht, könnte sich schon in Kürze eine Passage durchs Seeeis auftun und uns ermöglichen, in die schon fast eisfreien Fjorde rein zu segeln.
In den nächsten Tagen erkunden wir die wunderbare Fjordlandschaft im Nordwesten von Island und lassen uns von den üppig grünen Hügeln, den schroffen Felswänden und der Einsamkeit bezaubern. Und dann, zwei Tage später, sieht alles perfekt aus. Die nächsten 48 Stunden ist ein schöner Wind aus Nordost angesagt. Wenn wir unsere Route geschickt wählen, und zu Beginn leicht nördlich segeln, müssten wir bei sehr guten Bedingungen bis fast an die Grönländische Küste segeln können. Dabei müssten wir wohl die letzten paar Meilen noch unter Motor zurücklegen. Das behaupten zumindest die Vorhersagemodelle. Dazu kommt, dass auch die neuste Eiskarte vielversprechend aussieht und die Wahrscheinlichkeit eine Passage durch das Eis zu finden relativ hoch ist. Also setzen wir unsere Segel und stechen in See. Knapp zwei unspektakuläre Tage später sehen wir, wie sich am Horizont scharfzackige dunkle Umrisse vor dem Morgenrot abheben: Die zerklüftete Ostküste von Grönland ist in Sicht. Leider nimmt auch der Wind immer stärker ab. Wir setzen noch den Code Zero und fahren einige Stunden so weiter, doch kurz nach dem gemeinsamen Morgenessen bringt auch dies nichts mehr. Von da an begleitet uns das monotone Brummen des Motors auf unserer Reise entlang von imposanten Eisbergen und durch Felder von Eisschollen. Laut der aktuellsten Eiskarte sieht es aus, als wäre das Eis rund 20 nm südwestlich von Tasiilaq am wenigsten dicht. Dort angekommen, müssen wir jedoch bald feststellen, dass die Eisschollen in einem rund 500 Meter breiten Gürtel dicht beisammen liegen und ein Durchkommen nicht sehr realistisch und auch gefährlich wäre. So bleibt uns nichts anderes übrig, als der Eiskante entlang zu fahren und nach einem Durchgang zu suchen. Wir sind gerade dabei, einen langen Umweg zurückzufahren, nachdem wir in eine Sackgasse geraten sind, als wir plötzlich ein Schiff auf dem AIS sehen, welches Tasiilaq ansteuert. Sofort nehmen wir Funkkontakt auf. Was wir 10 Minuten später mit Sicherheit wissen: für 70 Meter lange Versorgungsschiffe ist Tasiilaq problemlos anlaufbar. Ob dies auch auf uns zutrifft, erfahren wir erst kurz vor Mitternacht als wir zwischen Eisbergen hindurch vorsichtig in den natürlichen Hafen von Tasiilaq steuern. Wir haben es also geschafft.
Am nächsten Morgen müssen wir früh weiter, weil wir am viel zu grossen Versorgungsschiff festmachen mussten und diese mit dem Ent- und Beladen anfängt und dafür den Kran benötigt, welcher mit unserem Mast in die Quere kommen würde. Für uns bedeutet die eine weitere wunderbare Fahrt durch das grönländische Eis, einen Zwischenhalt auf einer Eisscholle, um ein Bad in einer Süsswasserpfütze zu nehmen und eine einsame Bucht für die nächste Nacht. Wir blasen die Kajaks auf und packen die Wanderschuhe aus, denn endlich können wir Grönland entdecken gehen.
Die folgenden Tage sind von herrlichem Fjord Segeln, Wandern, gutem Essen und der ein oder anderen Kajaktour geprägt. In einer Bucht schleppen wir mit dem Kajak einen Eisberg bis ans Boot, um Eis für unsere Drinks zu haben. Im kleinen Dorf gibt es in einem der farbigen Häuser einen Supermarkt mit frischem Gemüse und sogar Glace.
Leider geht auch der beste Segelurlaub irgendwann zu Ende und so machen wir uns auf, zurück nach Tasiilaq. Dort angekommen, merken wir, dass gerade das grösste Ereignis des Jahres im Gange ist: Es ist der Final der lokalen Fussballmeisterschaft. Auf dem Platz stehen Mannschaften aus allen nahegelegenen Dörfern (also insgesamt vier) und kämpfen um den Pokal. Dabei wird für die Frauen und Jugend Mannschaft genauso gejubelt wie für die Herren und die „Alten“. Am Ende gewinnt fast jedes Dorf in einer der Kategorien. Und sowieso scheinen sich nach einem Match alle zu freuen, egal wer eigentlich gewonnen hat. Wir unternehmen noch eine letzte Wanderung, bevor wir am nächsten Tag schweren Herzens in den Helikopter steigen und zurück nach Hause fliegen.
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