Segelverein MARE INCOGNITA
Segelverein MARE INCOGNITA
  • TÖRN 2023
  • NEWS / BLOG
  • GALERIE
  • PHILOSOPHIE
  • SCHIFF
  • TÖRN ARCHIV
  • VEREIN
  • KONTAKT
  • TÖRN 2023
  • NEWS / BLOG
  • GALERIE
  • PHILOSOPHIE
  • SCHIFF
  • TÖRN ARCHIV
  • VEREIN
  • KONTAKT

WinterPause Im Hafen von Sint Annaland

Eine Mütze voll Wind 2: Stabilität und Sturm

12/5/2019

0 Kommentare

 
«Gentlemen don't sail to windward», sagen die Briten. Niemand kreuzt freiwillig gegen den Wind an. Raumschots zu segeln ist wesentlich angenehmer. Seit Kolumbus’ Zeiten folgen die globalen Segelrouten deshalb räumlichen Kursen. Mehrrumpfboote – von den polynesischen Auslegerkanus bis zu den heutigen Tri- und Katamaranen – sind die idealen Vehikel dafür. Sie setzen ausschliesslich auf Formstabilität, stützen sich also auf ihre weit auseinanderliegenden Rümpfe und können so auf Kielballast verzichten. Sie sind äusserst stabil, allerdings nur bis zu einem kritischen Neigungswinkel von 50 bis 70 Grad. Danach kippen sie um und bleiben liegen wie eine Schildkröte, die man auf den Rücken dreht.
 
Moderne Einrumpfyachten suchen einen Kompromiss zwischen Gewicht und Stabilität. Sie sind auf räumlichen Kursen schnell und kompensieren fehlenden Kielballast mit der Formstabilität eines breiten Rumpfes. Dieser bietet zugleich Platz für einen komfortablen Salon, den sich die meisten Eigner wünschen – ein schwimmendes Wohnzimmer. Breite Rümpfe bergen aber ein inhärentes Gefahrenpotential: Ähnlich einem Katamaran neigen sie zu inverser Stabilität, dem besagten Schildkrötentrauma also. Und wenn das WC dann von der Decke hängt, ist nicht bloss der Salon-Komfort futsch.
 
Die Vernachlässigung der Seetüchtigkeit beim Yachtbau ist nachvollziehbar. Denn Stürme, die das Schiff überfordern, bevor die Crew schlapp macht, sind selten. Obwohl ich etwa 50'000 Seemeilen in Nordsee und Nordatlantik versegelt habe, bin ich noch nie in einen ausgewachsenen Sturm geraten. Die höchste Windgeschwindigkeit, die das Anemometer der SY «Passage» je angezeigt hat, betrug 65 Knoten, also gut 120 km/h. Dieser Wert entspricht der Windstärke 12, gilt als «Orkan» und markiert das Ende der Beaufort-Skala. Diese liefert folgende Beschreibung dafür: «Luft mit Schaum und Gischt angefüllt. Die See vollständig weiss. Jede Fernsicht hört auf.»
 
Kann ich mich brüsten, einen Orkan überlebt zu haben? Mitnichten. Zunächst mal waren die 65 Knoten nicht die durchschnittliche Windgeschwindigkeit, auf die sich die Beaufort-Skala bezieht, sondern ein Maximalwert, verursacht durch eine besonders heftige Bö. Die Anzeige pendelte damals zwischen 48 und 58 Knoten. Nehmen wir als Durchschnitt 53 Knoten – das wäre dann Windstärke 10 und somit nach Sir Francis Beaufort, der die Skala erfand, «nur» noch ein ausgewachsener Sturm.
 
Till Linke

0 Kommentare



Antwort hinterlassen

Proudly powered by Weebly