Segelverein MARE INCOGNITA
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WinterPause Im Hafen von Sint Annaland

Eine Mütze voll Wind 3: Kleine steile Wellen

18/5/2019

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«Sehr hohe Wellenberge mit langen überbrechenden Kämmen. See weiss durch Schaum. Rollen der See schwer und stossartig. Sicht durch Gischt beeinträchtigt.» So beschreibt die Beaufort-Skala den Sturm mit 53 Knoten Wind bzw. Windstärke 10, den wir gemäss Anemometer während der Hong Kong-Challenge im englischen Kanal erlebten. Allerdings segelten wir damals mit 7 bis 11 Knoten Geschwindigkeit hart am Wind; von der auf dem Boot gemessenen Windstärke müssen wir also nochmals durchschnittlich 8 Knoten Fahrt abziehen.
 
Bleiben also noch 45 Knoten wahre Windstärke oder 9 Beaufort. In Deutschland gilt das schon als «Sturm», die Engländer begnügen sich mit «strong gale». Nun sitzt das Anemometer aber an der Spitze des Masts, bei der SY «Passage» also 24 Meter über Meer. Die Beaufort-Skala indes bezieht sich auf eine Messhöhe von bloss 10 Metern. Der Korrekturfaktor beträgt 1.09, das heisst von den 45 Knoten bleiben noch 40 übrig – 8 Beaufort. Und das ist selbst in Deutschland nur noch ein «stürmischer Wind».
 
Na gut, kein echter Sturm. Doch selbst bei «stürmischem Wind» können im englischen Kanal Zustände herrschen, die sich lediglich punkto Temperatur von einem Aufenthalt in der Hölle unterscheiden. Grund dafür sind die zwar relativ kleinen, aufgrund der Strömung und der geringen Wassertiefe aber sehr steilen Wellen – oft doppelt so steil wie die mächtigen Wogen auf den Weiten des Atlantiks.
 
Die Vordeck-Crew wurde von überkommenden Brechern hin und her geschleudert und musste die Selbstauslöser ihrer Schwimmwesten deaktivieren, um einen Segelwechsel in Angriff nehmen zu können. Unter Deck war es zwar weniger windig, aber nicht minder schwierig – «etwa so, als würde man sich am Klöppel von Big Ben festklammern, während der Glöckner Sturm läutet», wie es ein Crewmitglied später beschrieb. Mitten im Chaos von tropfnassen Segeln und Erbrochenem wälzte sich ein hysterisch heulender Gast in Todesangst, assistiert von seiner Gattin, die ihn mit der professionellen Gelassenheit einer Krankenschwester zu beruhigen suchte.
 
Unser Schiff liess sich von dieser «Mütze voll Wind», wie die hartgesottenen Nordsee-Anrainer solche Situationen bezeichnen, nicht beeindrucken. Wir aber schon. Wie weitere acht der insgesamt elf teilnehmenden Yachten am Hong Kong-Challenge drehten auch wir schliesslich ab und suchten, vor dem Wind laufend, Zuflucht in Cherbourg.
 
Till Linke
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