Segelverein MARE INCOGNITA
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Was bisher geschah –
​berichte von vergangenen Törns!

01.10.–15.10.2022: Inverness – Sint Annaland

28/10/2022

1 Kommentar

 
Von Leonie Schmid und Michael T. Ganz. Endlich hat es die ganze Crew an Bord geschafft; es war nicht ganz einfach, denn die schottischen Bahnen haben gestreikt. Da Yachthäfen an der schottischen Küste nicht gerade zahlreich anzutreffen sind, wollen wir den Tag und die Nacht gleich durchsegeln. Mit Westwind rauschen wir zum Kap, vorbei an Scharen von Möven, Robben und sogar einem Hai. Am Kap luven wir an und halten auf Edinburg zu.
 
Hier wimmelt es eigentlich von Häfen, aber keiner scheint uns zu wollen. Entweder dienen sie nur der Berufsschifffahrt, oder sie sind nicht tief genug für die «Passage». So ankern wir vor einem kleinen, in die Felsen eingemeisselten Hafen, der einst als Festung gebaut wurde. Die spektakuläre Einfahrt machen wir dann am folgenden Morgen mit dem Dinghy und besuchen das hübsche Dorf Dunbar.
 
Unseren nächsten Zielhafen können wir nur während einer Stunde bei Hochwasser anlaufen. Flut ist morgens und abends um acht. So warten wir denn vor der Hafeneinfahrt, bis es eindunkelt. Dann los und mit voller Konzentration den rund zwei Meilen langen, schmalen und kurvenreichen Flusslauf hoch. Knapp nur weichen wir im Dunkeln einer Hummerreuse aus, die ich bereits in unserer Schiffsschraube wähne. Die Fahrt ist unheimlich, man sieht nur die Lichter der Bojen und hört unheimliche Wassergeräusche. Endlich ist die Hafenmole in Sicht. Der Hafenmeister hat mir zuvor am Telefon erklärt, wo die Tücken lauern und wie man anlegen soll. Jedes Crewmitglied erfüllt seine Aufgabe perfekt, und wir machen an der Mole fest.
 
Die Prognosen sehen prächtig aus: Offshorewinde von 15 bis 25 Knoten für die gesamte nächste Woche. Das verspricht Flachwassersegeln vom Feinsten. In Tagesetappen rauschen wir der englischen Ostküste nach gen Süden. Bald finden wir keine Häfen mehr für unser tiefgehendes Schiff. So lassen wir uns vom Westwind komfortabel und sportlich schnell nach Holland blasen, wobei wir um die vielen Ölplattformen und Windparks von bis zu 30 Meilen Länge Slalom fahren.
 
Nach einer kurzen Nacht in Den Helder segeln wir bei Sonnenaufgang zur nahe gelegenen Insel Texel. Hier geniessen wir sonniges T-Shirt Wetter im kleinen Hafen gleich hinter dem Deich der kleinen schmucken Ortschaft Oudeschild. Der darauffolgende 60-Meilen-Tagesritt nach Scheveningen bietet alles, was es so an Wetter geben kann: Sonne und Regen, Reffen und Flaute, Amwind-, Halbwind- und Vorwindkurse. Die mittlerweile gut eingespielte Crew meistert alle Situationen einwandfrei. Mit Strömung gegen Welle fahren wir stampfenden Bugs in den engen und stark belegten Scheveninger Hafen ein.
 
Für die nächsten Tagen ist der Wind mager angesagt. Deshalb wählen wir die Route durch den Kanal nach Sint-Annaland. Das ist Holland total, denn das Faszinierende hier sind die vielen Kanäle mit unzähligen Brücken, Schleusen und kleinen günstigen Häfen meist direkt in der Innerstadt. Und so ist es dann auch: Spektakuläre Einfahrt nach Rotterdam, umringt von grossen geschäftigen Frachtschiffen. Über Funk weist uns die Kontrollzentrale am riesigen Tor vorbei, das sich bei extremer Springflut schliessen lässt, um die Stadt und ihre Umgebung vor Überschwemmungen zu schützen; das Festland liegt hier einige Meter unter dem Meeresspiegel. Wir legen mitten in Rotterdam an. Am nächsten Morgen gibt’s zum Frühstück an der Sonne auf Deck frisches Brot.
 
Drei Brücken öffnen sich extra für die «Passage», als wir nach Dordrecht weiterfahren. Den Hafen dieser ältesten Stadt Hollands kenne ich bereits: Mein eigenes 42-Fuss-Schiff hat damals hier kaum reingepasst. Auch diesmal messen wir bei der Fahrt unter der handbetriebenen Drehbrücke hindurch noch je zehn Zentimeter Platz auf beiden Seiten, und selbst bei Ebbe bleibt gerade noch die sprichwörtliche Handbreit Wasser unter dem Kiel. Doch das Schwitzen lohnt sich: Der Liegeplatz gleich neben der Kirche dieser hübschen Stadt ist einfach einmalig.
 
Dann kommt der letzte Segeltag der Saison. Mit voll motivierter Crew verlassen wir den winzigen Hafen, tuckern unter einer Hebebrücke durch und zweigen ab ins Rheindelta. Endlich wieder unter Segel, schneidet die Passage perfekt durch die kleinen Wellen. Über Funk werden wir angewiesen, in die Schleuse für Berufsschifffahrt einzufahren; mit unserem Mast und unserem Kiel sind wir zu gross für die Sportschifferschleuse. Zwischen den Frachtern kommen wir uns allerdings winzig vor, und die mächtigen Schrauben der abfahrenden Tanker strudeln die «Passage» zum Abschluss noch gut durch. Nach der zweiten Schleuse sind wir wieder im Meer. Ein letztes Mal flitzen wir durch traumhaftes Flachwasser, bis zum Seitenarm von Sint Annaland. Hier schiessen wir auf, bergen das Gross, tuckern in den Hafen und machen die «Passage» fest.
 
Ein grosser Moment für mich. Nach fünf Monaten an Bord und vielen unvergesslichen Situationen habe ich es geschafft, das Schiff und seine Crew heil zurück zu bringen. Und fahre nachhause mit der Hoffnung, dass die «Passage» auch nächste Saison wieder in See stechen wird.
1 Kommentar
Darwin M4M link
31/12/2024 12:45:38 pm

Hi thanks for pposting this

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